Psychotherapeutenjournal
Psychotherapeutenjournal (PTJ) Kritik
Psychotherapeutenjournal kritisch gesehen
Inhalt:
Belegt wird in diesem Blog, dass im zentralen Organ eines Heilberufes, dem Psychotherapeutenjournal, mit wissenschaftlichen und ethischen Kriterien sehr fragwürdig umgegangen wird. Dies liegt an der einseitigen ideologische Orientierung der Redaktion. Verletzt werden die Prinzipien der wissenschaftlichen Objektivität und der Unparteilichkeit.
Das kann sich nachteilig auf das Ansehen des gesamten Berufsstandes auswirken.
Das Psychotherapeutenjournal (PTJ)
ist das zentrale Organ der Psychotherapeutenkammer. Letztere ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und es besteht eine Pflicht zur Mitgliedschaft für Psychotherapeuten.
Aufgaben der Kammer sind z.B.:
- Interessensvertretung der Psychotherapeuten
- Kontrolle über die Qualifikation der Mitglieder
- Fortbildungsangebote.
Bezüglich letzterem werden auch im Journal vierteljährig Publikationen angeboten, die über neuere Trends und Forschungen berichtet.
Wie an anderer Stelle schon betont, sind an seriöse wissenschaftliche Publikationen zwingend folgende Bedingungen zu knüpfen:
- Einhaltung wissenschaftlicher Standards, wie Objektivität etc. Es muss die Bereitschaft und die Befähigung bestehen, Thesen und Schlussfolgerungen ständig in Frage zu stellen.
- Weitgehende politische Neutralität, um die Instrumentalisierung durch politische Strömungen zu verhindern. Neutralität ist ein wichtiger ethischer Grundsatz der Profession.
Wissenschaftliche und ethische Grenzüberschreitungen durch Ideologie
Leider kommt es hinsichtlich dieser Standards im Psychotherapeutenjournal immer wieder zu Grenzüberschreitungen. Im Folgenden wird nachgewiesen, dass es hier Beiträge gibt, in denen wissenschaftliche Standards nicht im ausreichenden Maße eingehalten werden.
Die Ursache liegt in einer klaren ideologischen Positionierung des PTJ und einiger der Autoren.
Auf jeden Fall werden auch ethische Standards verletzt, da man gerade von Psychotherapeuten Unvoreingenommenheit und Neutralität erwarten muss.
Zudem ist es fragwürdig, ob man auf Kosten von Zwangsbeitragszahlern einseitige politische Propaganda verbreiten darf.
Die generell einseitige ideologische Fixierung des PTJ werden wir in späteren Posts belegen, wobei wir uns speziell auf die Editorials beziehen werden.
Wir konzentrieren uns hier auf zwei Beiträge, die online abgerufen werden können (Link Teil I) (Link Teil II)
Die beiden Artikel wurden von uns kommentiert. PTJ hat den Text in gekürzter Form auch veröffentlicht – s. Kasten (PTJ 3/2024 S.294f):
Unser Kommentar:
Beiträge SISCHKA, VOGEl & BIALLUCH im Psychotherapeutenjournal (PT)
Rechtsextremismus, Prävention, Deradikalisierung und psychische Gesundheit
Herausforderungen und Möglichkeiten für psychotherapeutische Berufsgruppen
PJ 4/2023 = Teil I, PJ 2/2024= Teil II
Zu o.g. Beiträgen im PJ ist folgendes zu sagen:
Man spürt die Bemühung der der Damen und Herren des Autorenteams, zwischen Rechts- und Rechtsextremismus zu unterscheiden. Auch die Bekenntnisse zu Toleranz, zur Demokratie etc. sind erfreulich. Für unsere Berufsgruppe sei auch die Unvoreingenommenheit ein wichtiger ethischer Grundsatz.
Bei der Lektüre der Beiträge kommen allerdings Zweifel auf, ob sich die Autoren an diese Kriterien halten. Warum?
- Das Autorenteam unterscheiden theoretisch durchaus nachvollziehbar zwischen „rechts“ und“ rechtsextrem“.
Sie solidarisieren sich jedoch unmissverständlich mit der Szene, in der beides gleichgesetzt wird.
Von der Redaktion gestrichen:
Beispiel Zitat Bayrischer Rundfunk 01.02.2024:
„Gemeinsam gegen rechts“ – so lautete das Motto einer Demonstration in München vor zehn Tagen. Rund 200 Parteien, Vereine und Bündnisse hatten zu der Veranstaltung aufgerufen. (Link: Großdemos „gegen rechts“: Was das genau bedeutet | BR24) (Streichung Ende)
In diesem Sinne werden solche Demonstrationen von Veranstaltern, Teilnehmern Journalisten, Politikern etc. überwiegend als ein „Aufstand gegen rechts“ bezeichnet. Rechts und rechtsextrem werden nicht unterschieden.
Von der Redaktion gestrichen:
Die mitgeführten Losungen bei den Demonstrationen deuten in diesem Sinne auf eine klare Positionierung hin.
Typische Parolen:
„Nazis sind doof“. „Alle hassen Nazis, “Ganz Essen hasst die AfD!“ „Scheiße ist blau!“ etc. (Streichung Ende).
Diese mangelnde Differenzierung und die rüde Sprachwahl kann man dem Autorenteam nicht zum Vorwurf machen. Da aber für eine konstruktive Konfliktaustragung geworben wird, müsste man eine klare Distanzierung von solchen extremistischen und polarisierenden Hassparolen erwarten. Diese werden aber entweder nicht wahrgenommen oder sogar gebilligt. Man positioniert sich unmissverständlich und vorbehaltlos mit den „Kämpfern gegen rechts“.
Zitat:
„…hat sich in Deutschland eine breite gesellschaftliche Bewegung gegen Rechtsextremismus entwickelt, die in zahlreichen Städten unseres Landes hunderttausende Menschen mobilisiert….“. (S.121).
Auch viele Fachkollegen hätten sich den Protesten angeschlossen. Die Autoren begrüßen das.
- Linksradikalismus gibt es nach Auffassung des Autorenteams nicht.
Schon im Titel und der Zusammenfassung erfolgt ein klares Priming und Framing: Extremismus ist rechts!
Die Autoren sehen sich in Übereinklang mit dem „Aktionsplan gegen Rechtsextremismus“ der Bundesregierung. Hierin heißt es u.a.:
„Prävention gegen Extremismus beginnt mit einer offenen, fairen und respektvollen Diskussions- und Streitkultur“. (Bundesministerium des Innern und für Heimat, 2022, S.5. ).
Das wäre zu befürworten, wenn nicht auch hier Extremismus mit Rechtsextremismus gleichgestellt würde.
Von der Redaktion gestrichen:
Führende linke Politiker, wie KLINGBEIL und ESKENS bezeichnen AfD-ler und ihre Wähler in diesem Sinne pauschal als „Nazis“.
Bei einem nicht unbedeutenden Teil der Bevölkerung wird diese Einseitigkeit als unfair und respektlos gegenüber Andersdenkenden empfunden. Das ist eine der Gründe, warum, wie die Autoren selbst betonen, das Vertrauen in die (linken) staatlichen Institutionen und die aktuelle Regierung z.Zt. stark eingeschränkt ist (S.358).
In einem Großteil der Medien spiegelt sich diese Einseitigkeit wider. Hier besteht eine große Neigung, linke und linksextreme problematische Aktionen z.B. der gewaltaffinen sogenannten Antifa zu relativieren oder zu minimieren. Verbale und symbolische Gewalthandlungen, wie Hassreden (s.o.), Blockademaßnahmen, Ausschluss unliebsamer Redner in Unis, Niederbrüllen von Dozenten, Cancel Culture, Nötigung, bestimmte Sprachregelungen einzuhalten (z.B. Gendergebot), werden als „gut“, „klare Kante“ etc. positiv attribuiert oder gar als nicht existent angesehen. Kritiker solcher demokratiefernen Praktiken werden geframed als „rechts“ Das seien „Populisten“, die sich gegen die „Demokraten“ stellen, etc. (Streichung Ende).
Dass solche Einseitigkeit zu Aggressionen, Reaktanz und Polarisierung führt, wird nicht (an)erkannt. Das Autorenteam bildet hier keine Ausnahme. Das führt zum nächsten Punkt.
3.Die „Bösen“ sind eindeutig die „Rechtsradikalen“.
Für-Linke und Linksradikale sind Rechte „antidemokratisch“, „Nazis“, „homophob“, „frauenfeindlich“, „rassistisch etc. Diesem einfachen Muster folgt bei der Problemdefinition teilweise auch das Autorenteam.
Diese besteht im Beitrag auch aus abwertenden Attribuierungen und Framings unter dem Gebrauch ideologischer Kampfbegriffe. „Rechtsextremismus“ wird u.a. beschrieben als „rassistisch“, „maskulinistisch“, „antifeministisch“, etc.
Rechtsextreme Einstellungen führten zu
„Spaltungen, Polarisierungen und Populismus, Desinformationen und Fake-News, greifen das Verhältnis zur Wirklichkeit an, stören die wichtigsten Funktionen der Realitätswahrnehmung….“ ( S.354).
Das ist im Prinzip richtig, gilt aber auch für andere Extremismusformen.
Das Autorenteam zitiert in diesem Zusammenhang eine Untersuchung mit der
„Skala zur Erfassung rechtsextremer Einstellungen. Verteilung der Angaben zu Einzelitems….“
( S. 357).
Ängste vor einer ethnischen Übervölkerung, wird hier als „rechtsextrem“ abgewertet. Die nach diesem Fragebogen verbreitete Meinung, es gebe zu viele Ausländer in Deutschland, wird nicht als legitime Meinungsäußerung, sondern pauschal als „Ausländerablehnung“ – also rechtsradikal bewertet.
Die zweifelsfrei rassistische Aussage „Mein Volk ist anderen überlegen“ wird im Fragebogen von der überwiegenden Anzahl der Befragten abgelehnt. Das gilt ebenfalls für Antisemitismus (der auch unter Linken verbreitet ist!), die Sehnsucht nach einem „starken Führer“ oder die Befürwortung eines Sozialdarwinismus.
Insgesamt ergibt sich in diesem Fragebogen kein zwingender Beleg für einen bedrohlichen flächendeckenden Rechtsradikalismus. Ich sehe in den Beurteilungen eine Reihe von Meinungsäußerungen, die in einer Demokratie mit Meinungsvielfalt normal sind, auch wenn man nicht allen zustimmen kann und einige bedenklich findet.
Das Autorenteam sieht das anders.
Von der Redaktion gestrichen:
Die Ergebnisse werden als Beleg dafür angeführt,
„…dass wir in einer Zeit leben, in der die Grundfeste unserer Demokratie von Erosion bedroht sind“ (S. 358).
Dazu passt ein Zitat des Statistikspezialisten ROSLING:
„Nahezu alle politischen Aktivisten, die ich bisher kennengelernt habe, neigen dazu, ob absichtlich, oder was wahrscheinlicher ist, eher unbewusst, das Problem zu übertreiben, dessen Bekämpfung sie sich widmen „
(Rosling, H. (2019): Factfulness (2019) Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist. Berlin: Ullstein. S. 230)
Interessant ist, wie die Autoren mit den Daten des Verfassungsschutzes umgehen. Hierzu Zitate aus dem Verfassungsschutzbericht 2023, der sich mit ALLEN demokratiegefährdenden Extremismusformen auseinandersetzt (Hervorhebungen von mir!):
„Der Kategorie „Politisch motivierte Kriminalität – rechts“ wurden 28.945 (2022: 23.493) Straftaten zugeordnet, hiervon 16.698 (2022: 14.132) Propagandadelikte nach §§ 86, 86a StGB und 1.270 (2022: 1.170) Gewalttaten. Als Teilmenge dieser Kategorie wurden 25.660 (2022: 20.967) Straftaten mit rechtsextremistischem Hintergrund erfasst, darunter waren 1.148 (2022: 1.016) Gewalttaten. Damit ist die Zahl der Gewalttaten im Vergleich zum vorherigen Berichtsjahr um etwa 13 % gestiegen. Dazu zählen insbesondere 4 versuchte Tötungsdelikte (S.8),“
Vom Autorenteam ausgeblendet werden folgende Daten:
„Der „Politisch motivierten Kriminalität – links“ wurden 7.777 (2022: 6.976) Straftaten zugeordnet, hiervon 916 (2022: 842, +8,8 %) Gewalttaten. In diesem Bereich wurden als Teilmenge 4.248 (2022: 3.847) Straftaten mit linksextremistischem Hintergrund erfasst, darunter 727 (2022: 602) Gewalttaten. Die Zahl der linksextremistisch motivierten Straftaten stieg damit um 10,4 %, die Zahl der Gewalttaten um 20,8 %.“(S.9).
Die Statistik zeigt, dass auch von Linksextremen eine deutliche Gefahr ausgeht. Besonders, was die Zahl der linken Gewalttaten angeht, ist sogar eine Steigerung zu erkennen. Die Autoren lassen also Daten, die ihre Auffassung nicht stützen, einfach weg.
Problematisch an der Statistik des Verfassungsschutzes ist jedoch:
Unter rechten Straftaten fallen auch sogenannte Propagandadelikte, die mit 58,8 % den Hauptanteil der rechtsextremistischen Straftaten einnehmen. (S.20). Es handelt sich hier um unklare Sachverhalte, deren Wahrnehmung weitgehend von Zeitgeist und persönlicher Einstellung abhängt.
Bez. linker Aktivitäten gibt es solche Zuordnungen nicht, was sich natürlich deutlich auf die Statistik zuungunsten rechter Gewalttaten auswirkt und so den Gesamteindruck verzerrt. Misstrauen erweckend ist in diesem Zusammenhang auch, dass sich der Verfassungsschutzbericht sehr ausführlich und kritisch mit der rechten Szene beschäftigt und dabei eine deutlich linke Agenda verfolgt (s. insbesondere S.24 des Berichtes).
(Streichung Ende).
Fazit
Das Autorenteam verletzt eklatant das Prinzip der Unvoreingenommenheit, trotz gegenteiliger Bekenntnisse. Wissenschaftliche Seriosität fehlt, da das einseitige politische Engagement deutlich ist, was zu entsprechenden Bewertungen und Auswahl der Fakten führt.
Die Beiträge erinnern eher an Gesinnungsjournalismus. Sie folgen damit einem Trend in bestimmten weltanschaulich fixierten Kreisen. Sie werden deshalb bei Gleichgesinnten Wohlbefinden hervorrufen, bei anderen aber Skepsis, Widerstand und Aggression. Als Beitrag zur „Deradikalisierung“ sind sie deshalb nicht geeignet.
Ergänzende Kommentare
Theoretisch Bekenntnis zu
Toleranz
Demokratie
Unvoreingenommenheit
Faktencheck
Polarisierung
Populistische Vereinfachungen
mangelnde Differenzierung
Billigung von Hassparolen
Doppelmoral
Ausblendung von Fakten
Billigung und Identifizierung mit
Polarisierung
Populistische Vereinfachung
negatives Priming
Doppelmoral
negatives Framing
Beleidigung
mangelnde Differenzierung
Voreingenommenheit
Ideologische wissenschaftlich unbrauchbare Kampfbegriffe
Billigung von
Unterstellungen ohne Belege
Ausblendung von Fakten
Tendenziöse Interpretation von Daten
abwertendem Framing
Populistische Vereinfachung
Katastrophenszenario
Einseitige Interpretation von Daten
Ausblendung von Fakten
Fehlende Quellenkritik